Horsemanship und die Klassische Reiterei
An dieser Stelle möchte ich nun einmal mit den vielen Vorurteilen aufräumen, die es gegen Horsemanship gibt.
Seit ich mich mit diesem Thema beschäftige, erlebe ich immer wieder die vielen Diskussionen über den Sinn oder Unsinn
von Horsemanship.
Oft weht mir da sogar ein fast aggressiver Wind zu diesem Thema seitens der Kollegen aus der klassischen Reiterei
entgegen.
Da heißt es oft, dass das mit der Bodenarbeit alles Blödsinn ist und außerdem funktioniert das sowieso nicht, weil ein
Bekannter das mal ausprobiert hat.
Und wer will schon nur noch ohne Sattel und Trense reiten.
Nicht zu vergessen, die netten Schimpfworte, wie z.B.
„Seilchenschwinger“
Oder Sprüche wie
„Wer nicht reiten kann, macht Horsemanship“ usw.
Aber Achtung!!!
Es geht auch anders herum.
Denn oft genug, vielleicht sogar noch viel öfter, hört man von den Vertretern des Horsemanship, wie sie über die Dressur
oder Springreiter, also den Kollegen aus der klassischen Reiterei urteilen (und verurteilen).
Da heißt es meistens:
Die Pferde werden nur unter Zwang geritten oder ständig mit der Gerte oder Sporen traktiert.
Worte wie Hyperflexion oder auch andere äußerst zweifelhafte Ausbildungsmethoden, die von bekannten Verbänden eher
mehr als weniger toleriert werden, die ich natürlich, genau wie alle anderen mir bekannten Pferdefreunde, auch die aus der
klassischen Reiterei, strikt ablehne, kommen da gerade richtig.
Oft hört man da sogar, dass von Tierquälerei gesprochen wird.
Es gibt aber kein richtig oder falsch in dieser Frage.
Denn beides, Klassisch und Horsemanship, haben einerseits nichts miteinander zu tun, und sind doch sehr eng miteinander
verbunden.
Vorurteile, egal, ob sie nun von der einen oder anderen Seite kommen, entstehen immer aus einem Grund.
Unwissenheit und Intoleranz
Was ist Horsemanship und was ist Klassische Ausbildung
Einfach erklärt:
Horsemanship ist Beziehungsarbeit, die sich aus den Grundbausteinen
Zuneigung, Kommunikation und Respekt zusammensetzt.
Das heißt erst einmal nur, dass ich eine Beziehung mit meinem Pferd auslebe.
Ich gebe dem Pferd ein ausgewogenes Verhältnis an Respekt und Vertrauen, und darüber hinaus lehre ich ihm zu verstehen,
was ich von ihm erwarte.
Dieses Band, welches ich damit knüpfe, nennt sich Freundschaft, und wenn diese Freundschaft fest genug ist, lässt sich ein
Pferd unter anderem auch ohne weitere Hilfsmittel reiten. Es wird dies und auch viele andere Dinge freiwillig tun und meine
Entscheidungen nicht hinterfragen.
Damit habe ich eine solide Basis für alles Weitere, was ich noch mit meinem Pferd erreichen möchte.
Jetzt kann ich natürlich an dieser Stelle aufhören, bzw. diese Freundschaft immer mehr vertiefen, wenn es genau das ist, was
ich mir mit meinem Pferd erträumt habe.
Wenn ich aber einen sportlichen Ehrgeiz habe, egal ob Dressur, Springen, Vielseitigkeit usw. im Turniersport oder privat,
schicke ich mein Pferd in die Schule.
Und jetzt kommt die Klassische Dressur ins Spiel!
Denn die Dressur ist die Grundausbildung, die jedes Pferd meiner Meinung nach erhalten sollte.
Denn sie ist die Basis für alles andere, wie Springen, Vielseitigkeit und sogar Westernreiten.
Es ist sogar sehr wichtig eine einheitliche Pferdeausbildung und die dazugehörige Skala der Ausbildung zu haben, denn
sonst könnte am Ende nur noch derjenige ein Pferd wirklich gut reiten, der es auch ausgebildet hat.
Man stelle sich nur mal vor, jeder Autohersteller würde das Bremspedal an einer anderen Stelle einbauen. Das gäbe mal eine
ganz andere Unfallstatistik.
Nicht zu vergessen die Gymnastizierung und Stärkung des Pferdes, bzw deren Muskulatur.
Es muss uns schließlich im Sport und auch in der Freizeitreiterei tragen können
Hier in diesem Artikel, und das ist die Voraussetzung, spreche ich natürlich immer von der Klassischen Reiterei.
Ich meine nicht die Ausbildung, wie sie heute nur all zu oft zu sehen ist, die nur darauf abzielt ein Pferd möglichst schnell,
mit allen nur erdenklichen Mitteln, im Turniersport hoch zu quälen.
Und in diesem Punkt sind sich sicherlich alle einig, die Ihr Pferd mit Liebe und Hingabe ausbilden,
egal welchen Weg sie mit ihren Pferden letztendlich gehen!
Ich hoffe, mit diesem Beitrag ein wenig mehr Toleranz und vor allem mehr Miteinander zu schaffen.
Denn jeder kennt den Spruch:
Wenn sich drei Reiter miteinander unterhalten
gibt es zehn verschiedene Meinungen.
Ich hoffe, dass man irgendwann mindestens Sieben davon offiziell streichen kann
Denn sie sind nichts anderes als
Intoleranz aus Unwissenheit
Dieter Peters
Pferdekommunikationstrainer